Für die Säugetiere und die Brutvögel in der Schweiz liegen aktuelle Gefährdungseinstufungen vor. Von den einheimischen Säugetierarten (ohne Fledermäuse) gelten 35% als gefährdet, bei den Brutvögeln sind es sogar 40%. Wie gross ist das Risiko von Arten, in der Schweiz auszusterben? Rote Listen liefern dazu wissenschaftlich fundierte Antworten. Wie das Forum Biodiversität Schweiz berichtet, sind unter den 55 beurteilten einheimischen Säugetierarten 19 (35 %) gefährdet. Viele dieser Arten leiden unter eintönigen Lebensräumen und einer mangelhaften Lebensraumvernetzung. Letzteres gilt speziell auch für die grösseren Arten wie den Luchs, die mobil sind und viel Raum benötigen. Der Igel wird neu als "potentiell gefährdet" eingestuft Obwohl der Igel (Erinaceus europaeus) grundsätzlich in den tiefen und mittleren Lagen der Schweiz noch weit verbreitet ist, weisen verschiedene Studien des Projekts StadtWildTiere darauf hin, dass der Igel seltener wird. Hauptursachen dieses Negativtrends sind zwar noch nicht geklärt, dürften jedoch mit der zunehmenden Verarmung der Landschaft, dem dichter werdenden Strassenverkehr und dem Qualitätsverlust der Grünräume im Siedlungsbiet zu tun haben. Wird eine bisher weit verbreitete Art seltener, zeigt dies, dass sich das Ökosystem bedeutend verändert. Ein systematischeres Überwachen der Art wäre damit angezeigt. Biber auf dem Vormarsch Eine positive Entwicklung konnte hingegen beim Biber festgestellt werden. In der Roten Liste der Säugetiere von 1994 galt die Art noch als vom Aussterben bedroht. Heute ist der Biber nicht mehr gefährdet. Dank Förderprogrammen hat sich der Bestand inzwischen fast verzehnfacht. Entwicklungen bei den Vögeln Auch bei den Vögeln gibt es Arten, die sich dank gezielter Artenförderungsprojekte erholen. Dazu gehört der Weissstorch, ein typischer und auffälliger Bewohner von offenen Landschaften mit feuchten Wiesen und Flussauen. Die Art ist dank Vogelschützern und einem nationalen Aktionsplan nicht mehr auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvogelarten. Insgesamt hat sich die Gefährdungssituation der Brutvögel seit 2010 jedoch nicht verbessert. Von den 205 in der Schweiz brütenden Vogelarten sind 83 (40 %) gefährdet. Ein Drittel der gefährdeten Arten war in der Schweiz immer schon selten, zum Beispiel, weil unser Land am Rande ihres optimalen Brutgebietes liegt. Je nach Lebensraum ist der Anteil gefährdeter Vogelarten unterschiedlich: im Kulturland und in den Feuchtgebieten ist er deutlich höher als im Wald oder in alpinen Lebensräumen. Weiterführende Informationen: Bundesamt für Umwelt BAFU, Rote Listen der Säugetiere und Vögel Wissenschaftliche Publikationen: Capt S. (2022): Rote Liste der Säugetiere (ohne Fledermäuse). Gefährdete Arten der Schweiz. Bundesamt für Umwelt (BAFU); info fauna (CSCF). Umwelt-Vollzug 2202: 43 S Knaus P. et al. (2021): Rote Liste der Brutvögel. Gefährdete Arten der Schweiz. Bundesamt für Umwelt (BAFU); Schweizerische Vogelwarte. Umwelt-Vollzug Nr. 2124: 53 S.